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Freitag, 13. Juli 2018

Lehrerleben

Juhu! Wir Lehrer haben es geschafft! Sommerferien!

Ja, wir haben den Ruf faule Hunde zu sein, sind wir aber nicht. Jeden Tag geben wir unser Bestes, damit unsere Schüler den größtmöglichen Nutzen von unserem Unterricht haben. Wir schleppen haufenweise (selbstgekauftes) Material in die Schule, wir kopieren im Akkord nach Dienstschluss und spendieren Schokolade, Eis und Gummibärchen.

Wir entlassen unsere Schüler mit kleinen Geschenktütchen in die Ferien und hoffen, dass wir in ein paar Wochen alle gesund und munter (und braungebrannt) wiedersehen. Wir geben unser Wissen und unser Herz, an jedem einzelnen Tag und manchmal tragen wir auch die Lasten unserer Schüler mit uns herum. Denn all den seelischen Ballast einfach bei der Arbeit lassen, das kann man nicht, wenn man mit Menschen arbeitet, die man täglich fast mehr sieht als seine eigene Familie.



Wir schleppen uns in die Klasse mit Halsschmerzen, Blasenentzündung und gebrochenem Bein (meine aktuelle Situation). Wir sind in aller Hergottsfrühe voll da, wenn unsere Schüler noch mit dem Kopf auf dem Tisch schlafen (Montagmorgen!). Wir korrigieren Hausaufgaben, Diktate und Tests. Unbezahlt. Wir schreiben unter gute Arbeiten ein Lob für den Schüler und kleben ein Sternchen daneben (von den Aufklebern, die wir selber gekauft haben). Wenn es mal nicht so gut lief, schreiben wir daneben, woran man noch arbeiten könnte. Nur eine Note unter die Arbeit zu setzen kommt für mich nicht infrage.

Wir schneiden, kleben und laminieren Unterrichtsmaterial was das Zeug hält. Wir basteln bunte Plakate und Verbtabellen und freuen uns, wenn die Schüler ENDLICH das Plusquamperfekt verstanden haben.

Wir bilden uns fort, und das am Wochenende und unbezahlt. Manchmal bezahle ich die Fortbildungsgebühr sogar selber, wenn der Träger die Kosten ablehnt, ich aber das Thema zu interessant finde, um zu verzichten.

Wir kümmern uns um Anträge, Listen und Administration. Wir haken nach, wenn das Busticket nicht bezahlt wurde und wir suchen auf allen Vieren, wenn einem Schüler sein Radiergummi unter den Klassenschrank gerollt ist.

Wir machen all das unheimlich gerne und in meinem speziellen Fall, kann ich mir keinen besseren Job auf der Welt vorstellen. Und ja, wir verdienen gut und haben viele Ferien. Aber das ist eben nur eine Seite der Medaille. Unser Job ist mehr als Unterricht von 8.00 - 13.00 Uhr. Wir sind Lehrer, Sozialarbeiter, Sekretärin, Krankenschwestern, Künstler, Erzieher und Ansprechpartner für alle großen und kleinen Sorgen.

Und das verdient, verdammt nochmal, jede Menge Respekt! Also gönnt uns unseren Urlaub.

Liebste Grüße, Sanna


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